13. Dezember 2016 :: Begrinn 19.00 Uhr

Vortrag

90 Jahre Bernkasteler Winzersturm

Dr. Christof Krieger (Mittelmosel Museum Traben-Trarbach)

Wenn es denn in den kurzen, krisengeschüttelten Jahren der Weimarer Republik je ein Ereignis gegeben hat, das das Weinbaugebiet der Mosel der fernen Reichsregierung in Berlin - und mit ihr der gesamten Bevölkerung des Deutschen Reiches - schlagartig ins Bewusstsein rief, dann war es zweifellos die als "Bernkasteler Winzersturm" bekannt gewordene Verzweiflungstat vom 25. Februar 1926. An diesem Tag geriet eine Protestkundgebung von etwa 2.500 Winzern, die einem Aufruf der Zentrumspartei nach Bernkastel-Kues gefolgt waren, urplötzlich außer Kontrolle, und "ohne Besinnung und ohne vorgefasste Absicht" ließ allein die Not und mehr noch die Erbitterung über die Tatenlosigkeit der Regierung und die Rücksichtslosigkeit ihrer Steuerbeamten die Versammelten blindwütig zum Mittel der Gewalt greifen. Die daraufhin erfolgte Verwüstung des Finanzamtes, der Finanzkasse und des Zollamtes in Bernkastel-Kues wurde bereits von den damaligen Zeitgenossen als Menetekel der in den 1920er Jahren herrschenden Winzernot an der Mosel gewertet. Mit dem Roman "Die Goldenen Berge" der Erfolgsautorin Clara Viebig haben sie bald darauf sogar Eingang in die Literatur gefunden. Obwohl die Bernkasteler Ereignisse darüber hinaus Gegenstand zahlreicher, insbesondere regionalgeschichtlicher Darstellungen geworden sind, gibt es für die historische Forschung bis heute noch einige durchaus interessante und bislang wenig beachtete Zusammenhänge zu entdecken, glaubt Dr. Christof Krieger. "Vor allem die tiefgreifenden politischen Folgen des Winzersturmes, die weit über die unmittelbare darauf erfolgte Abschaffung der Weinsteuer hinausgingen, sind bis heute in ihrer tatsächlichen Tragweite noch keineswegs vollständig aufgearbeitet", berichtet der Leiter des Mittelmosel-Museums in Traben-Trarbach. Krieger ist im Zuge seiner Doktorarbeit zum Thema der nationalsozialistischen Weinbaupolitik unter anderem im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin auf einige durchaus aufschlussreiche und bislang unveröffentlichte Akten gestoßen. "Dass etwa unmittelbar unter dem Eindruck der Bernkasteler Ereignisse ein sogenannter 'Reichsausschuss für Weinpropaganda' ins Leben gerufen wurde, der daraufhin mit Millionensummen einen gewaltigen Werbefeldzug für deutschen Wein initiierte, ist so gut wie in Vergessenheit geraten", so der promovierte Historiker: "Die Ironie dabei war, dass sich die Winzer mit der infolge des Bernkasteler Winzersturmes abgeschafften Weinsteuer den Geldhahn dieser an sich erfolgreichen Maßnahme selbst abgedreht hatten..."

Ort: Kueser Akademie, Gestade 6, 2. Etage

Eintritt 5,00 €

VHS-Kurs V 16/13, keine Anmeldung erforderlich.

    weitere Informationen


© 2016 Kueser Akademie