4. März 2016 :: Beginn 19.00 Uhr

Abendgespräche

Abriss oder Umnutzung - Zukunftsperspektiven von Sakralbauten

Vortrag von Dr. Martin Bredenbeck, Bonn

Wie kann man Kirchengebäude nutzen, die eigentlich nicht mehr gebraucht werden? Es gibt vielerlei Gründe, die in den letzten Jahren zur Schließung oder Umwidmung von Kirchen geführt haben: Rückgang der Kirchenbesucherzahlen. Zusammenlegung von Gemeinden, finanzielle Gründe, Renovierungsbedarf vor allem der Kirchen der Nachkriegszeit. Dabei ist tendenziell eine wachsende Gefährdung moderner, kunsthistorisch wertvoller Sakralbauten festzustellen. Martin Bredenbeck hat in seiner Doktorarbeit exemplarisch für das Rheinland die damit einhergehenden künstlerischen Verluste analysiert und darüber hinaus gezeigt, dass es sehr gute Möglichkeiten gibt, auch jüngere Sakralbauten angemessen zu bewahren und ihre Zukunft zu sichern. Ein Beispiel für so eine Umnutzung und Bewahrung ist die ehemalige Klosterkirche St. Paul in Wittlich-Wengerohr, die zur Autobahn- und Radwegekirche umgewidmet wurde und so eine neue Zukunft bekommen hat. Aus unterschiedlichen Gründen haben Bistümer und Landeskirchen in den letzten Jahren Kirchen stillgelegt, umgebaut, verkauft und abgerissen. Im Bistum Essen ist davon jedes dritte Kirchengebäude betroffen. In den nächsten Jahren dürfte sich dieser Trend noch verstärken. Auch in unserer Region wurden die ersten Kirchen entwidmet. Besonders moderne Kirchen wie St. Paul sind betroffen: Eine architektonische Zeitschicht wird ausgedünnt, Ausstattungen werden zerstreut, städtebauliche Bezüge und öffentlicher Raum gehen verloren. Der Kunsthistoriker dokumentiert solche Vorgänge, benennt Veränderungen und Verluste. Vor allem würdigt er die positiven Ansätze, mit der Situation umzugehen: Aus Kirchen kann mehr werden als Baugrund für Häuser: Schwerpunktkirchen wie Kulturkirchen und Kolumbarien, die Nutzung durch neue Gemeinden oder ein respektvoller Leerstand sind Möglichkeiten. Die Zukunft von Sakralbauten in Deutschland sieht dann gut aus, wenn die anstehenden Probleme rechtzeitig offen und verantwortlich diskutiert und angegangen werden. Der Vortrag will ausgehend von bisherigen Erfahrungen aufzeigen, welche Möglichkeiten sich bieten und wie die notwendigen Prozesse ablaufen können. Zum Referenten: Martin Bredenbeck, geb. 1977; Studium der Geschichte, Philosophie und klassischen Archäologie in Bonn; 2011 Promotion in Kunstgeschichte; Lehraufträge an der Universität Bonn und der Hochschule Rhein-Main; arbeitet über Denkmalpflege, Baukultur und Architektur im 19.-21. Jahrhundert; Deutscher Preis für Denkmalschutz 2010, Paul-Clemen-Preis 2011. Er ist Mitautor des Architekturheftes St. Paul. Literaturhinweis: Martin Bredenbeck, Die Zukunft der Sakralbauten im Rheinland, Regensburg 2015

Ort: Autobahn- und Radwegekirche St. Paul Wittlich

Der Eintritt ist frei, um eine angemessene Spende wird gebeten.

Veranstalter sind der "Förderverein Autobahnkirche St. Paul Wittlich e.V.", die "Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte" und die Katholische Erwachsenenbildung. Die Veranstaltung wird gefördert durch die Architektenkammer Rheinland-Pfalz.

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